Eine schwere Krankheit, zwei Monate später unerwartet ein positiver Schwangerschaftstest und schließlich die Nachricht, dass der Wunschname für ihr geplantes Unternehmen bereits vergeben war – nicht die besten Voraussetzungen für eine Gründung. Die 26-jährige Alexandra Neoral schaffte es trotzdem.
Ihre Physiotherapiepraxis „physioelementa – am kirchplatz“ in Ergoldsbach läuft sehr erfolgreich: Die Wartezeit auf einen Termin liegt momentan bei sechs bis acht Wochen. Am Montagabend wurde Neoral für ihr Geschäftsmodell in der Kategorie Konzept mit dem ersten Preis des Gründerpreises der niederbayerischen Sparkassen, dotiert mit 2000 Euro, ausgezeichnet.
Mit 25 Jahren wagte Neoral den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Idee für ihr Unternehmen kam ihr im Sommer 2015 während einer Fortbildung zur Atlas-Therapie auf Mallorca. Ihr damaliger Fortbildungsleiter und Mentor brachte sie auf diesen Gedanken und ermutigte sie zur Existenzgründung. Grundidee ihres Konzepts: Die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde sollten Leitgedanke der Physiotherapiepraxis sein. Die Räume wurden mit Hilfe ihres Onkels, einem Hobbykünstler, was Farb- und Motivauswahl betrifft, daran angelehnt gestaltet.
Im Herbst 2015 führte sie die ersten Gespräche mit dem zukünftigen Vermieter und potenziellen Mitarbeitern für ihre Praxis. Diese sollte im Schatten des Ergoldsbacher Kirchturms an der Hauptstraße 16 entstehen. Sie entwickelte einen Businessplan und führte im Januar 2016 Verhandlung mit ihrer Gewerbekundenberaterin der Sparkasse. Mit ihrem Konzept, aber vor allem ihrer Persönlichkeit konnte Höflmeier überzeugen. Ihre Beraterin beschreibt sie so: „Sie weiß was sie will“, hat „extrem viel Power“ und macht alles „mit einer extra Portion Leidenschaft“.
Die drei Rückschläge im Frühjahr 2016 konnten sie nicht davon abhalten, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Die Idee für einen neuen Namen kam ihr schließlich im Traum. Am 1. September 2016 wurde Praxis „physioelementa“ offiziell eröffnet. Inzwischen ist Höflmeier wieder gesund, ihre Tochter Alessia kam im Dezember zur Welt. Bis zwölf Tage vor der Geburt therapierte sie ihre Patienten und kann sich auch heute nicht, über mangelnde Nachfrage beklagen. Die Praxis hat mittlerweile sechs Mitarbeiter, eine Erweiterung ist nicht ausgeschlossen. -sy-
„Ich wollte immer mein eigener Chef sein“
Preisträgerin Alexandra Höflmeier über ihr Erfolgsrezept für eine Unternehmensgründung
Ein Unternehmen zu gründen erfordert Mut, Engagement und Durchhaltewillen. Diese Erfahrung hat auch die Ergoldsbacherin und Gründerpreisträgerin Alexandra Höflmeier gemacht. Die gelernte Kauffrau im Gesundheitswesen und Physiotherapeutin hat sich 2016 mit ihrer Physiotherapiepraxis „physioelementa“ in Ergoldsbach selbstständig gemacht. Im Interview mit unserer Zeitung spricht sie über die Herausforderungen einer Existenzgründung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gibt Tipps für den Weg in die Selbstständigkeit.
Frau Höflmeier, was waren für Sie die größten Herausforderungen bei Ihrer Unternehmensgründung?
Alexandra Höflmeier: Meine Schwangerschaft und die Praxis unter einen Hut zu bekommen – seelisch, moralisch und zeitlich. Ich habe mich damals mit meiner Familie zusammengesetzt und gefragt: „Schaffen wir’s oder nicht?“ Ohne den Zusammenhalt und die Unterstützung meiner Familie und meines Partners wäre das unmöglich gewesen.
Wie schaffen Sie es, Familie und Firma zu vereinen?
Das ist schon sehr schwierig und ich habe deshalb auch schon Tränen vergossen, weil ich zum Beispiel verpasst habe, wie meine Kleine zum ersten Mal gesessen ist. Aber ich bin trotzdem glücklich, dass ich diesen Weg gegangen bin.
Welche Eigenschaften sollte ein Gründer mitbringen‘?
Selbstbewusstsein, eine dicke Haut und familiär müssen alle hinter einem stehen. Besonders wichtig ist eine gute Ausbildung, aber auch Fortbildungen. Und man sollte wissen, was Selbstständigkeit bedeutet. Meine Eltern sind beide selbstständig, daher weiß ich, was das heißt.
Was hat Sie persönlich dazu bewegt, sich selbstständig zu machen?
Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein und wollte mir nicht vorschreiben lassen, wie ich meine Arbeit erledigen soll. Außerdem muss ich jetzt kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich Zeit mit meiner Tochter verbringen möchte. Ich habe die volle Entscheidungskraft über meine Arbeits- und Freizeit.
Inzwischen muss man mehrere Wochen auf einen Termin in Ihrer Praxis warten. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Ehrlich gesagt ja. Ich habe fest daran geglaubt. Meine Mutter dachte zunächst, dass ich mich mit einem Schild vor die Praxis stellen muss, um Werbung zu machen. Aber ich habe im Vorfeld viel recherchiert und erkannt, dass es da in Ergoldsbach eine kleine Lücke gibt, die ich füllen kann und das habe ich dann auch gemacht.
Das Interview führte Yvonne Schmid.